Politik, Entwicklung und Networking, das sind die drei Ziele, die sich die im April 2023 gegründete Swiss Dental Students Association (SDSA) gesetzt hat. Die erste Amtshandlung des Vereins war die Bewerbung als Mitglied bei der europäischen Vereinigung für Zahnmedizinstudentinnen und -studenten, der EDSA – dieser Schritt war auch der SSO ein grosses Anliegen. «Die EDSA ist gigantisch», erzählt Bogomil Sabev, Präsident und Gründungsmitglied der SDSA. «Sie vertritt beinahe alle Studierenden der Zahnmedizin in Europa. Bei den Diskussionen an der Generalversammlung und in den Arbeitsgruppen wird deutlich, inwiefern sich die Ausbildung für Zahnmediziner von Land zu Land unterscheidet. Ich finde das inspirierend.»

Das heisse nicht, dass die Schweizer Ausbildung nicht gut sei, betont er. «Unsere vier zahnmedizinischen Kliniken sind in internationalen Rankings seit Jahren hervorragend klassiert. Wir sollten aber nicht in diesem Wissen stehenbleiben. Der internationale Austausch zwischen Studierenden ist eine grosse Bereicherung, die uns in der Schweiz bisher gefehlt hat.»

Umgekehrt könne auch die Schweiz, deren Zahnmedizin international hohes Ansehen geniesst, ihre Erfahrungen mit dem Bildungssystem weitergeben. Allgemeinmedizinische Fächer und Bereiche wie die Alters- oder Special-Care-Zahnmedizin sind Punkte, die nicht in allen europäischen Staaten gleich intensiv behandelt werden und in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden.

Kontinuität ist wichtig

Die SDSA ist als Verein organisiert. Mitglieder sind die Jahrgangsklassen der klinischen Studienjahre an allen vier zahnmedizinischen Universitätskliniken – wobei jeder Jahreskurs eine Vertreterin oder einen Vertreter ernennt. So sind zwar alle Studentinnen und Studenten vertreten, die Strukturen und die Logistik für die Generalversammlung bleiben aber überschaubar. Der Vorstand setzt sich zurzeit aus 13 Studierenden zusammen. Sie vertreten die SDSA nach aussen – sowohl in der Schweiz als auch international – und kümmern sich um die laufenden Geschäfte. Als Vizepräsident wird ein Studierender aus dem dritten Studienjahr gewählt; im vierten Studienjahr wird er Präsident und im letzten Studienjahr Berater. Diese Abfolge soll sicherstellen, dass das Wissen erhalten bleibt und dass Projekte nicht versanden. «Kontinuität ist uns wichtig», betont Bogomil Sabev.

Es lohnt sich

Um jedes Jahr wieder neue Personen für die Mitarbeit in der SDSA zu begeistern, muss sie attraktiv sein. «So ein Verein ist kein Selbstläufer. Ein Vorstandsamt verursacht schon einen gewissen Aufwand. Aber es lohnt sich auch», meint Bogomil Sabev. «Man lernt Studentinnen und Studenten aus der Schweiz und aus ganz Europa kennen, kann kreativ sein und neue Erfahrungen sammeln.»

Nick Schröder ist zurzeit im dritten Studienjahr und Vizepräsident der SDSA. «Das Wort ‹Vorstandsarbeit› klingt vielleicht etwas trocken», sagt er. «Aber sobald man die Strukturen versteht, wird es interessant. Wir haben den Drive, um Dinge zu ändern. Diese Möglichkeit will ich nutzen.» Die Leitung der Universität sei früher oder später denn auch froh um eine Einschätzung der Studierenden. Beispiele sind die Materialbeschaffung, die allgemeine Struktur des Studiums, die Organisation im Stundenplan – «es gibt genug Themen, die wir anpacken können », findet Nick Schröder.

Dem Team sei aber auch bewusst, dass ihr Wirkungsfeld beschränkt sei, sagen die zwei Studenten. «Ich habe diese Position nicht gesucht, um das System komplett umzukrempeln», betont Bogomil Sabev. Vielmehr sei er in das Amt des SDSA-Präsidenten gerutscht, weil er bereits Fachschaftspräsident der Zahnmedizin an der Universität Zürich war. «Ich interessiere mich einfach für Menschen und vertrete sie gerne.» Das ist ihm Motivation genug. Das Ziel sei fürs Erste, eine stabile Basis für das Fortbestehen des Vereins zu schaffen.

Den Austausch zwischen den Studierenden fördern

Das Gründungsteam der SDSA hat viele Ideen. Ein grosser Meilenstein ist die erste Generalversammlung, die im Oktober stattfindet. Die Website des Vereins wurde bereits aufgeschaltet (www.dentalstudents.ch). Der Beitritt bei der International Association of Dental Students (IADS) steht noch an. Ein weiteres Ziel ist ein landesweiter Kongress für Studentinnen und Studenten. Denn: «Nebst Bildung und Politik möchten wir auch den Austausch unter den Studierenden der vier zahnmedizinischen Kliniken in der Schweiz fördern », erklärt Nick Schröder. «An solchen Events können sie mit der SDSA in Kontakt treten und ihre Anliegen oder Ideen äussern.»

Gemeinsame Themen

Einen wichtigen Anstoss zur Gründung der SDSA gab die SSO. Tatsächlich gibt es wichtige berufspolitische Themen, die sowohl die Studentinnen und Studenten als auch die Standesgesellschaft betreffen: Als Beispiel nennt Bogomil Sabev die Erhöhung der Zahl der Studienplätze. «Wir fragen uns: Genügen 10 zusätzliche Plätze, oder braucht es vielleicht eher deren 20? Was sind die langfristigen Folgen davon?»

Man sehe die SSO als Partnerin, erklärt Nick Schröder. Die SSO bietet der SDSA eine Plattform, um den Verein bekannt zu machen, und ist beratend tätig. Die SDSA bleibt aber unabhängig. Finanziert wird der Verein durch Sponsoren- und Gönnerbeiträge. «Wir haben die gleichen Interessen wie die SSO, trotzdem nehmen wir in gewissen Fragen eine andere Perspektive ein. Hauptsache ist, wir können uns austauschen.»

Das Schweizer System bewährt sich

Im Dialog mit den anderen europäischen Studierenden zieht die SDSA eine positive Bilanz angesichts des Schweizer Zahnmedizinsystems. Sie seien der Standesorganisation SSO sehr dankbar, dass sie sich für das freiheitliche Tarifsystem in der Schweiz einsetzt, betonen Bogomil Sabev und Nick Schröder. Es scheint ihnen im Vergleich zu anderen, staatlichen Modellen oder Krankenkassensystemen weniger bürokratisch, und es stärke die Qualität der zahnmedizinischen Versorgung. «Selbstzahlende Patienten sind kritischer, sie schauen genauer hin, stellen Fragen zur Behandlung und kümmern sich tendenziell besser um ihre orale Gesundheit », beobachtet Bogomil Sabev. Entsprechend müssten Patientinnen und Patienten seiner Meinung nach noch besseren Zugang zu verifizierten Informationen haben, um in Zeiten der Globalisierung, des Internets und der sozialen Medien sinnvolle Entscheidungen treffen zu können.