Augenkrankheiten verursachen armutsbetroffenen Menschen besonders viel Leid. Im Extremfall ist ein Mensch aufgrund eines – oft behandelbaren – Augenleidens nicht in der Lage, für sich selbst zu sorgen. Augenmedizin schafft neue Perspektiven: Dank Augenoperationen können erblindete Menschen wieder sehen. Können Fachpersonen oder geschulte Freiwillige eine Augenkrankheit frühzeitig erkennen und behandeln, so bewahrt dies die betroffene Person vor grösserem Leid oder sogar dem Erblinden.

Wenn Augenprobleme zur Arbeitslosigkeit oder zum Schulabbruch führen

Wer blind ist oder eine starke Sehbeeinträchtigung hat und in sehr einfachen Verhältnissen lebt, benötigt Hilfe für alltägliche Aufgaben: Wasser holen, kochen oder für die Kinder sorgen. Einer Erwerbsarbeit nachzugehen, ist oft unmöglich, weil gute Sehkraft für die meisten Arbeiten unabdingbar ist. Die weltweit häufigste Ursache für Blindheit ist der graue Star. Die Krankheit ist behandelbar – ohne Behandlung aber verliert die betroffene Person nach und nach das Augenlicht.

Für Kinder aus armen Verhältnissen ist Blindheit besonders schlimm: Oft gibt es für sie keine Möglichkeit, weiterhin am Schulunterricht teilzunehmen. Ihre Chance auf eine selbstbestimmte Zukunft schrumpft. Hauptursachen für Kinderblindheit sind der angeborene graue Star, Frühgeborenen-Retinopathie (Netzhautablösung), Vitamin-A-Mangel und Masern. In den meisten Fällen liesse sich eine Erblindung vermeiden.

Armutsblindheit betrifft Kinder auch indirekt: Ist ein Familienmitglied betroffen, so übernehmen Kinder oft zusätzliche Aufgaben. Auch darunter leiden ihre Schulbildung und ihre Entwicklung. Augenerkrankungen und Blindheit sind nicht nur besonders schlimm für armutsbetroffene Menschen, sie lassen diese auch noch tiefer in die Armut rutschen. Hyacinthe Atobian, SRK-Delegierter in Togo, bestätigt: «In Togo ist Blindheit einer der wichtigsten Gründe, weshalb Menschen den Weg aus der Armut nicht finden – oder sich ihre Lebensbedingungen noch verschlechtern.»

Versorgung und Informationen fehlen – Krankheiten bleiben unbehandelt

Wie andere gesundheitliche Dienstleistungen ist auch die augenmedizinische Versorgung für viele armutsbetroffene Menschen ausser Reichweite. Das hat viele Gründe: Für die Bevölkerung abgelegener Dörfer ist der Weg zu einer Augenklinik weit und teuer, dazu kommen die Kosten einer Behandlung. Oft mangelt es an ausgebildeten Augenärztinnen und Augenärzten oder an der nötigen Infrastruktur in den Kliniken.

Ein grosses Problem ist auch das fehlende Wissen über Augenkrankheiten und deren Ursachen sowie Behandlungsmöglichkeiten. Könnten sich alle Menschen besser vor Augenleiden schützen und erhielten sie im Fall einer Erkrankung rasch eine Diagnose und Behandlung, so würden viel weniger Menschen erblinden. Der 52-jährige togolesische Bauer Hounkpati Kossi litt bereits seit mehreren Jahren am grauen Star und sah alles verschwommen. Erst vom Roten Kreuz erfuhr er, dass man die Krankheit behandeln kann. Er konnte beide Augen operieren lassen. Diese Erfahrung war für ihn so prägend, dass er als Freiwilliger dem Togolesischen Roten Kreuz beitrat, um Menschen für Augenkrankheiten zu sensibilisieren.

Augenmedizin ist kostengünstig und effektiv

Mit einfachen und vergleichsweise kostengünstigen Massnahmen verändert die Augenmedizin ein Leben: Dank einem Sehtest und einer korrigierten Brille sieht ein Kind die Wandtafel wieder scharf und kann weiter lernen. Ebenso wichtig sind Information und Prävention – damit möglichst viele Menschen wissen, wo und wie sie ein Augenleiden behandeln lassen können. Das SRK und seine Schwestergesellschaften setzen sich genau dafür ein und helfen, Hürden beim Zugang abzubauen.

Brillen und Augenoperationen verändern Menschenleben

Was nach einfachen medizinischen und aufklärerischen Massnahmen klingt, hat für jeden einzelnen Menschen eine enorme Wirkung. Wieder sehen zu können, bedeutet, wieder lernen und entdecken, wieder arbeiten und für die eigene Familie sorgen zu können. Es bedeutet, sich in einer Gesellschaft integriert zu fühlen und selbstbestimmt leben zu können.

Zahngold schenkt Augenlicht

Jede Zahngoldspende ermöglicht Menschen den Zugang zur Augenmedizin. Dank Sehtests, Informationen und Behandlungen behalten Menschen ihre Sehkraft – sie können ihr Potenzial ausschöpfen und selbstbestimmt leben.

Wo und wie das Rote Kreuz arbeitet, erfahren Sie unter www.redcross.ch/augenlicht