Imposante Rötungen und Schwellungen der Gingiva sorgen in der Praxis immer wieder für Verunsicherung. Dabei spielt die insuffiziente Mundhygiene eine dominante modifizierende Rolle. Ein Mundhygiene-Intensivprotokoll kann daher als initiales Screeningverfahren oftmals aufwändige diagnostische oder therapeutische Schritte verhindern. Abbildung 1 zeigt ein typisches Fallbeispiel in der Oberkieferfront mit deutlicher Rötung und Schwellung. Diverse Ursachen wie schlecht passende Kronenränder, eine Materialunverträglichkeit bis hin zu einer Schleimhauterkrankung müssen diskutiert werden. Es wurde initial ein Mundhygieneintensivprogramm wie in Abbildung 2 dargestellt durchgeführt. Dabei steht an erster Stelle eine individuelle Information und Instruktion und die Etablierung einer effizienten und effektiven Reinigung und Compliance. Da das Zahnfleisch beim Putzen oft stark blutet, wird es von Patientenseite meist geschont, was die Entzündungsneigung und Symptomatik wiederum fördert (Abb. 3). Zur Unterstützung können antiseptische Spülungen und Gels eingesetzt werden (Chlorhexidin, PVP-Iodid oder Cetylpyridiniumchlorid), wobei die Wirksubstanz, der pH-Wert und der Alkoholgehalt wegen möglicher Reizungen der Schleimhaut im Falle einer dennoch zugrundeliegenden Schleimhauterkrankung kritisch beurteilt werden müssen. Vor allem bei Persistenz oder Rekurrenz oder wenn andere oralmedizinische Mukosaregionen betroffen sind, sollte zeitnah eine spezielle Schleimhautabklärung in Erwägung gezogen (Abb. 4) und/oder eine Unverträglichkeit/ Allergie mit den entsprechenden Spezialisten ausgeschlossen werden. Das Mundhygiene-Intensivprogramm bleibt in jedem Fall ein wichtiges, aber leider in der Praxis oft unterschätztes diagnostisches und therapeutisches Tool, das sogar in ausgeprägten Fällen einer lokalisierten Schleimhautschwellung und Rötung zur Resolution führen kann (Abb. 5).

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