Ein kleines Kreuzchen hatte grosse Auswirkungen. Auf dem Anmeldeformular der SSO Bern kreuzte die Zahnärztin Viktoria Tomas an, sie könne sich ein Engagement für die Sektion zu einem späteren Zeitpunkt vorstellen. Vorerst hatte sie genug zu tun in der eigenen Praxis mitten in der Stadt Bern, die sie gerade übernommen hatte. «Ich war nicht mehr nur Zahnärztin, sondern auch Chefin, Ausbildnerin und Unternehmerin.» Trotzdem sagte sie zu, als der Sektionsvorstand sie bat, für ein Amt zu kandidieren. Das war 2010. Ein Jahr später wurde Viktoria Tomas in den Vorstand der SSO Bern gewählt, seit zwei Jahren betreut sie nun das Ressort Schulzahnpflege.
Zwei Dinge seien in der turbulenten Anfangszeit besonders hilfreich gewesen, erzählt Viktoria Tomas. Erstens: die Schnupperzeit im Sektionsvorstand. Fast ein Jahr lang war sie als Gast an den Sitzungen dabei, lernte die Abläufe kennen und erfuhr, welche Themen gerade diskutiert wurden. Zweitens: das professionelle Sekretariat, über das die SSO Bern als zweitgrösste SSO-Sektion verfügt.
Nicht nur harte Arbeit
Viktoria Tomas schätzt die gute Zusammenarbeit im Vorstand der SSO Bern und die Abwechslung. «Ich hätte nie gedacht, dass es so spannend ist. Wir haben beispielsweise den Internetauftritt der Sektion neu gestaltet und die Statuten sowie das zahnärztliche Notfallreglement überarbeitet.» Aber sie betont: «Nicht alles ist harte Arbeit. Es fallen durchaus Aufgaben an, die viele Frauen gerne übernehmen. 2013 organisierten wir die Feier zum 100-Jahr-Jubiläum der Sektion», erinnert sie sich. «Die Arbeiten dazu reichten von der Auswahl eines Musikers bis hin zur Blumendekoration im Saal.» Auch gesellschaftliche Anlässe gehören zu einem Vorstandsamt. Die SSO Bern ist Mitglied im Dachverband der Berner KMU und pflegt Kontakte zur kantonalen Ärztegesellschaft sowie zum Verein Bernischer Tierärztinnen und Tierärzte. «Diese Berufsgruppen haben zum Teil ähnliche Probleme wie Zahnärzte, beispielsweise bei der Personenfreizügigkeit oder den Hygienekontrollen. Die Treffen bieten Gelegenheit, sich über die Berufsgrenzen hinaus auszutauschen.» Das sei einer der Vorteile der Vorstandsarbeit, erklärt Viktoria Tomas. «Durch das Amt bin ich gut vernetzt und lerne viele Menschen kennen. Nicht nur die Kolleginnen und Kollegen im Vorstand, sondern auch Unternehmer oder Politiker. Zudem bin ich jeweils sehr früh über kantonale oder standespolitische Entschlüsse informiert.»
Den zeitlichen Aufwand empfindet die Zahnärztin nicht als belastend. «Es ist weniger Arbeit, als ich anfangs gedacht hatte. Der Vorstand trifft sich sechs Mal im Jahr zu einer Sitzung, dazu kommt die Generalversammlung.» Viktoria Tomas hat selber keine Kinder und versteht durchaus, dass für eine Frau mit eigener Familie die SSO nicht zuoberst auf der Prioritätenliste steht. Aber wenn eine Zahnärztin Teilzeit arbeitet, sei so ein Engagement durchaus machbar.
Die weibliche Sichtweise einbringen
Viktoria Tomas erachtet es als wünschenswert, dass die SSO-Sektionen den Frauenanteil im Kader sukzessive erhöhen und sich beispielsweise bei einer Vakanz gezielt nach einer Frau umsehen, ohne gleich eine Quote einzuführen. Es sei wichtig, die weibliche Sichtweise in die Standespolitik einzubringen. Vor allem, weil unter den Studienabgängern immer mehr Frauen sind. Doch nicht nur die Geschlechter, sondern auch die verschiedenen Generationen sollten ausgeglichen vertreten sein: «Ich sehe deutliche Unterschiede zwischen den Anliegen von älteren und jungen Zahnärzten. Deshalb sollten Vertreter aller Gruppen mitreden. Wer eine eigene Praxis führen will, und das sind ja vor allem jüngere Zahnärzte, ist direkt von den Beschlüssen des Sektionsvorstands betroffen.» Jungen Zahnärztinnen rät sie deshalb: «Wagen Sie den Schritt in die Verbandsarbeit und kümmern sie sich um die eigene Zukunft. Es ist keine Hexerei.»