Zahnmedizin aktuell

Warum Männer mehr rauchen und Frauen häufiger die Zähne putzen

Das Gesundheitsverhalten wird nicht nur durch biologische Faktoren, sondern auch durch gesellschaftliche Normen geprägt. Deshalb unterscheiden sich Frauen und Männer in wichtigen Aspekten von Gesundheitund Prävention. Das BFS analysiert dies in einer neuen Publikation.

Zwischen Frauen und Männern bestehen gesundheitliche Unterschiede, die sich nicht allein biologisch erklären lassen. Damit befasst sich eine aktuelle Publikation des Bundesamts für Statistik BFS, die Gesundheit aus der Perspektive des Geschlechts betrachtet. Sie analysiert die sozialen Faktoren, die sich unterschiedlich auf die Gesundheit von Frauen und Männern auswirken können. Anders ausgedrückt: Das Geschlecht beeinflusst die soziale Situation, die Lebensverhältnisse, den Lebenslauf und das Gesundheitsverhalten. Dies alles wirkt sich auf die individuelle Gesundheit aus.

Häufigerer Lungenkrebs bei Männern Ein typisches Beispiel ist das Rauchverhalten. Bis vor wenigen Jahren hatten Männer in der Schweiz ein höheres Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken als Frauen. Der Unterschied lässt sich biologisch nicht erklären. Zieht man aber die Statistik zum Rauchverhalten hinzu – 2017 rauchten 31 Prozent der Männer und nur 23 Prozent der Frauen –, wird die unterschiedliche Wahrscheinlichkeit erklärbar. Bestätigt wird die Annahme mit Blick auf die Entwicklung der letzten Jahre: Der Anteil der rauchenden Bevölkerung sinkt seit den 1990er-Jahren; bei den Frauen aber weniger stark als bei den Männern. Im gleichen Zeitraum stieg die Wahrscheinlichkeit, als Frau an Lungenkrebs zu erkranken.

Das Beispiel verdeutlicht, dass bei Fragen zur Bevölkerungsgesundheit das Konzept des sozialen Geschlechts mitberücksichtigt werden sollte. Das soziale Geschlecht umfasst Geschlechterrollen, Verhaltensweisen und soziale Normen – beispielsweise die früher geltende Norm, dass Frauen nicht rauchen. Die Tabakindustrie hat das Rauchen anfänglich für Männer beworben, erst ab den 1950er- und 1960er-Jahren zählte man auch Frauen zur Zielgruppe. Frauen begannen daher später mit dem Rauchen, und die damit verbundenen Gesundheitsprobleme wie Lungenkrebs traten verzögert auf.

Schönheitsnormen beeinflussen die Ernährung

Auch bei der Ernährung zeigt die Statistik deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. 73 Prozent der Frauen im Gegensatz zu 63 Prozent der Männer geben an, auf ihre Ernährung zu achten. Auch essen deutlich mehr Frauen als Männer fünfmal am Tag Obst und Gemüse, und sie konsumieren weniger Fleisch. Der Unterschied im Essverhalten könnte gemäss den Wissenschaftlern des Bundesamts für Statistik mit den Vorstellungen von einem gesunden Körperzusammenhängen, die bei Männern und Frauen jeweils unterschiedlich aussehen. So wird die Assoziation zwischen einem muskulösen und einem gesunden Körper für Männer häufiger gemacht als für Frauen. Bei Frauen hingegen gilt ein schlanker Körper als Norm für Schönheit und Gesundheit. In der Literatur gibt es Hinweise, dass Frauen häufiger glauben, sie seien übergewichtig, auch wenn das gar nicht stimmt. Dies wird das Essverhalten und damit den allgemeinen Gesundheitszustand beeinflussen.

Frauen putzen häufiger ihre Zähne

Auch die SSO-Publikumsumfrage aus dem Jahr 2017 bestätigte Verhaltensunterschiede zwischen den Geschlechtern. Mehr Frauen als Männer putzen ihre Zähne zweimal täglich oder häufiger (36 Prozent gegenüber 21 Prozent). Auch sind Interdentalbürstchen bei Frauen verbreiteter als bei Männern.

Diese Ergebnisse decken sich mit den bekannten Daten der allgemeinen Gesundheitsstatistik. Demnach nutzen Frauen Screening- und Präventionsprogramme konsequenter und häufiger als Männer. Aus der schweizerischen Gesundheitsbefragung geht hervor, dass Frauen in den zwölf Monaten vor der Befragung häufiger als Männer mindestens einmal eine Arztpraxis aufgesucht haben (88 Prozent gegen über 74 Prozent).

Bundesamt für Statistik (Hrsg.): Schweizerische Gesundheitsbefragung (SGB) 2017. Gesundheit und Geschlecht. www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/aktuell/neue-veroeffentlichungen.assetdetail.15284969.html(13.1.2021)

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen SDJ und doc.be, der Mitgliederzeitschrift der Berner Aerztegesellschaft (BEKAG).

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