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Die App als Arzt

«Fragen Sie Ihren Arzt oder Ihre App»: Digitale Symptom-Checker helfen Patientinnen und Patienten bei Fragen zu ihrer Gesundheit. Doch taugen diese Systeme auch für eine richtige Diagnose?

Symptom-Checker sind digitale Systeme – Apps oder Websites –, die innert weniger Minuten eine erste Einschätzung und Empfehlung zu gesundheitlichen Fragen abgeben. Patientinnen und Patienten klicken sich dazu durch einen digitalen Fragebogen. Sogar staatliche Gesundheitssysteme setzen Symptom- Checker ein, zum Beispiel der britische National Health Service (NHS). Das System stelle keine Diagnose, betonen die Verantwortlichen, sondern nehme lediglich eine erste Triage vor. So sollen Patientinnen und Patienten erfahren, an welche Stelle sie sich wenden müssen. Ein ähnliches System wie das Vereinigte Königreich kennt auch Finnland. Krankenversicherer haben ebenfalls ein Interesse an solchen Systemen. Sie erhoffen sich, Kosten zu sparen. Ein Patient, der dank der App erkennt, dass leichte Temperatur und eine verstopfte Nase keinen Besuch in der Arztpraxis nötig machen, spart Gesundheitskosten.

Studien zeigen ein durchzogenes Bild

Solange es nur um Erkältungen und ähnliches geht, geht diese Rechnung auf. Schwierig wird es jedoch, wenn die App Symptome falsch interpretiert oder einen Notfall nicht als solchen erkennt. Dass dies durchaus passieren könnte, zeigen mehrere Studien, in denen Symptom-Checker getestet wurden. Sie zeigen  Review eines britisches Forschungsteams¹ aus dem Jahr 2022 wertete die Daten von zehn Studien über Symptom- Checker aus. Die Hälfte der Studien arbeitete mit simulierten Fällen, die andere Hälfte mit realen Patienten. Die Genauigkeit der Primärdiagnose (d. h. die Auflistung der richtigen Diagnose an erster Stelle) war in allen Studien gering. Sie lag zwischen 19 und 38 Prozent. Die Genauigkeit der ersten drei Diagnosen reichte von 33 bis 58 Prozent.

Die Triage funktionierte etwas besser, hier reichte die Genauigkeit von 49 bis 90 Prozent. Eine belgische² und eine britische³ Übersichtsarbeit kommen zudem beide zum Schluss, dass die Triage- Algorithmen eher risikoavers sind, was wiederum ihre Genauigkeit infrage stellt.

Ärzte und Notaufnahmen entlasten

Ein in der Schweiz entwickelter Symptom- Checker ist auf der App der Gesundheitsplattform Well zugänglich. Well ist ein Gemeinschaftsprojekt von Partnern aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens: CSS, Medi24, Visana, Zur Rose, Galenica und Swiss Medical Network. Die Well-App habe insgesamt über 120’000 aktive Nutzerinnen und Nutzer, sagt Denise Mändli von der Well Gesundheit AG. Der Symptom-Checker sei eine beliebte und häufig genutzte Funktionalität. Wie oft der Symptom-Checker tatsächlich genutzt wird, gibt das Unternehmen aber nicht bekannt.

Die Verantwortlichen der Well Gesundheit AG sind überzeugt, dass durch Symptom-Checker – wie auch durch Telefonhotlines oder Chats – das Gesundheitsbewusstsein der Nutzerinnen und Nutzer erhöht und Ärztinnen und Ärzte sowie Notaufnahmen entlastet werden können. Und: «Durch die Steuerung zur richtigen Anlaufstelle – Notfall oder Spital, Arztpraxis, Telemedizin, Apotheke oder Selbstbehandlung – können Kosten eingespart werden, was sich auch in ersten Analysen unserer Nutzungszahlen bestätigt», erklärt Denise Mändli. Im Gegensatz zur Telefonhotline oder einem Chat könne der Symptom-Checker auch für Drittpersonen verwendet werden, die nicht im selben Haushalt leben.

¹ doi: 10.1038/s41746–022-00667-w
² doi: 10.3389/fmed.2022.1040926. eCollection2022
³ dx.doi.org/10.1136/bmjopen-2018–027743

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