Im Rahmen einer Standortbestimmung hat das Büro für Zahnmedizinische Weiterbildung (BZW) Ende 2018 erstmalig eine Umfrage bei den in der Schweiz praktizierenden Fachzahnärztinnen und Fachzahnärzten durchgeführt. Die Befragung fand anonymisiert mittels Online-Fragebogen statt. Insgesamt wurden 814 Fachzahnärztinnen und -zahnärzte angeschrieben. Den Umfragebogen komplett ausgefüllt haben 233 Personen (Rücklaufquote 28,6%). Dabei war die Verteilung auf die einzelnen Fachgebiete unterschiedlich. An der Befragung haben 170 Fachzahnärzte (74%) und 59 Fachzahnärztinnen (26%) im Alter zwischen 31 und 81 Jahren (Durchschnittsalter 48 Jahre) teilgenommen; von 4 Teilnehmenden ist das Geschlecht nicht bekannt.
Die Umfrage hat ergeben, dass 42 Prozent der Fachzahnärztinnen und Fachzahnärzte die Spezialisierung zwei bis vier Jahre nach dem Erwerb des Zahnarztdiplomes begonnen haben. 8 Prozent der Befragten haben die Weiterbildung direkt nach dem Erwerb des Zahnarztdiplomes begonnen, und 21 Prozent haben die Weiterbildung nach 1 bis 2 Jahren begonnen, 6 Prozent weniger als ein Jahr später. 23 Prozent der Befragten gaben an, die Weiterbildung nach mehr als 5 Jahren begonnen zu haben. Zwischen den verschiedenen Fachrichtungen gibt es bezüglich Beginn der Weiterbildung nur geringe Unterschiede. Einige Fachzahnärztinnen und -zahnärzte haben neben der Spezialisierung zusätzlich einen privatrechtlichen Titel erworben. Insgesamt wurde einmal der Weiterbildungsausweis (WBA) in präventiver und restaurativer Zahnmedizin, 25-mal der WBA in Implantologie sowie 13-mal der WBA in allgemeiner Zahnmedizin erworben. 20 Fachzahnärztinnen und Fachzahnärzte gaben an, einen zusätzlichen MAS-Titel zu führen.

Arbeitsumfeld unterscheidet sich je nach Fachrichtung

Das Praxisumfeld der Fachzahnärztinnen und Fachzahnärzte sieht unterschiedlich aus. Bei den Kieferorthopäden arbeitet die Fachzahnärztin oder der Fachzahnarzt vorwiegend in der eigenen Einzelpraxis. Die Fachzahnärztinnen und -zahnärzte für Rekonstruktive Zahnmedizin arbeiten hingegen vorwiegend in Gemeinschaftspraxen. Der Grossteil der Befragten setzt sich in zahnärztlichen Gremien ein. Dazu gehören SSO/SSO-Sektion, Fachgesellschaft, Reviewer-Tätigkeiten und weitere Tätigkeiten.
Die Fachzahnärztinnen und Fachzahnärzte haben zu 64 Prozent ein Pensum von 81 bis 100 Prozent und weitere 20 Prozent arbeiten zu 61 bis 80 Prozent. Von den Befragten gaben 4 Prozent an, dass sie zurzeit nicht arbeiten würden. Betrachtet man, wie viel Zeit die Fachzahnärztinnen und Fachzahnärzte in ihrem Spezialgebiet arbeiten, so zeigt sich, dass 87 Prozent der Kieferorthopäden angeben, zu 81 bis 100 Prozent in ihrem Spezialgebiet zu arbeiten. Bei den übrigen Fachzahnärztinnen und Fachzahnärzten ist der prozentuale Anteil an der Fachzahnarzttätigkeit bedeutend geringer.

Auslastung im Fachgebiet

Bei den Kieferorthopäden sind 91 Prozent mit der Auslastung in ihrem Fachgebiet zufrieden. Dies trifft nur auf 84 Prozent der Oralchirurgen und auf 65 Prozent der Parodontologen und auf 64 Prozent der Fachzahnärzte für Rekonstruktive Zahnmedizin zu. Besonders die beiden letzten Spezialisten hätten gerne mehr fachspezifische Patienten. Bei den Parodontologen möchten 35 Prozent der Befragten und bei den Spezialisten für Rekonstruktive Zahnmedizin 36 Prozent mehr fachspezifische Patienten behandeln. Bei den Oralchirurgen möchten nur 14 Prozent mehr fachspezifische Patienten behandeln. Es zeigt sich, dass die Kieferorthopäden die meisten Zuweisungen von Kollegen erhalten. Auch die Oralchirurgen erhalten regelmässig Zuweisungen. Bei den Parodontologen erhalten nur 63 Prozent sehr viele oder zumindest regelmässig Zuweisungen, und bei den Spezialisten für Rekonstruktive Zahnmedizin liegt diese Zahl bei 40 Prozent. Dennoch scheinen die Fachzahnarzttitel bekannt zu sein. So suchen Patienten (oft oder ab und zu) selbstständig und ohne Überweisung einen Fachzahnarzt auf (Kieferorthopädie: 92%, Parodontologie: 79%, Oralchirurgie: 75%, Rekonstruktive Zahnmedizin: 61%).

Spezialisten würden ihre Weiterbildung weiterempfehlen

Die Fachzahnärztinnen und Fachzahnärzte sind mit ihrer Weiterbildung zufrieden. Sie erachten die Weiterbildungsdauer zu 92 Prozent als genau richtig. Am häufigsten wurde kritisiert, dass der Weiterbildungsstand zu wenig mit dem Weiterbildungsleiter evaluiert wurde. Ansonsten würden die Spezialisten ihre Weiterbildung weiterempfehlen. Es zeigt sich in der Befragung, dass sich die Spezialisten in ihrem Fachgebiet sicher fühlen und die relevanten Behandlungsschritte selbstständig durchführen können.
Das fachspezifische Fortbildungsangebot in der Schweiz empfinden die meisten Fachzahnärztinnen und -zahnärzte als genügend. Entsprechend der fachspezifischen Praxisauslastung zeigen Kieferorthopäden (Besuch allgemeinzahnmedizinischer Tagungen 23%) und Oralchirurgen (52%) weniger Interesse an allgemeinzahnmedizinischen Fortbildungsangeboten als die Parodontologen (79%) und die Spezialisten für Rekonstruktive Zahnmedizin (67%).

Fazit

Diese Umfrage zeigt aufgrund der Rücklaufquote einzig einen Trend an, wie das Umfeld der Fachzahnärztinnen und -zahnärzte aussieht. Dennoch können folgende Aussagen gemacht werden:

  • Die fachspezifische Weiterbildung findet auf hohem Niveau statt. Nach erfolgter Weiterbildung verfügen die Fachzahnärzte über eine hohe fachspezifische Kompetenz.
  • Die Weiterbildung sollte klarer begleitet werden, damit die Personen in der Weiterbildung erkennen, in welchen Bereichen sie ihr Wissen vertiefen sollten. Diesbezüglich wurde bereits anlässlich der Visitationen der Weiterbildungsgänge festgehalten, dass ein Logbuch (eine Art Testatheft) für alle Weiterbildungsgänge geschaffen werden soll.
  • Fachzahnärztinnen und Fachzahnärzte setzen sich vielseitig für zahnmedizinische Belange ein.
  • Die Zahnärzteschaft profitiert von der Möglichkeit, Patienten an die Spezialisten zu überweisen.
  • Patienten kennen den Mehrwert einer fachzahnärztlichen Weiterbildung und suchen selbstständig Spezialisten auf.
  • Die Spezialisten in Parodontologie und Rekonstruktiver Zahnmedizin müssen in der Regel bereit sein, auch allgemeinzahnmedizinische Behandlungen vorzunehmen.
  • Das fachspezifische Fortbildungsangebot in der Schweiz wird von den Fachzahnärztinnen und Fachzahnärzten als genügend eingestuft. Dabei ist die Auswahl der Tagungsschwerpunkte je nach Fachzahnarzttitel unterschiedlich.